Das königliche Schloss Amboise im Departement Indre-et-Loire, das über die Loire und das gleichnamige Tal ragt, ist Zeuge einer glorreichen Vergangenheit. Von einer mittelalterlichen Festung hat es sich auf Wunsch mehrerer Könige Frankreichs ab dem 15. Jahrhundert zu einem prunkvollen Renaissance-Schloss gewandelt. Karl VIII., der im Schloss geboren wurde, war der erste, der aus Italien Künstler kommen ließ, die dem Schloss den Stil der ersten französischen Renaissance geben sollten. Er starb aber so früh, dass er die Vollendung seines Werkes nicht mehr miterleben konnte. Sein Nachfolger Ludwig XII. setzte die Arbeiten fort und sorgte für die Fertigstellung des Turms Heurtault. Nach ihm entschied König Franz I., den Wohntrakt höher bauen zu lassen, wo Sie heute eine sehr schöne Sammlung an gotischen Möbeln und solchen aus der Renaissance bewundern können. Auch er ließ italienische Künstler kommen, die Amboise verschönern sollten, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, den er zum ersten Maler, Ingenieur und Architekten des Königs ernannte. Als Unterkunft überließ er ihm den Landsitz Clos Lucé in der Nähe des Schlosses, wo der Erfinder die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte. Übrigens hatten die beiden Herren die Gewohnheit, sich zu treffen, in dem sie einen unterirdischen Gang nutzten, der beide Bauwerke verband. Der Landsitz Clos Lucé ist für Besucher geöffnet und zeigt einige Kreationen und Modelle dieses Genies. Das sollte man gesehen haben!
Zurück im Schloss Amboise erkunden wir nun die reich verzierten Säle, vornehmlich mit Holzvertäfelungen, Säulen und aufwändig gestalteten Kaminen. Zu diesen Räumen gehören natürlich das Gemach des Königs, der Gardesaal mit seiner Gewölbedecke mit überkreuzten Spitzbögen und die Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert. Im Saal des Rates, dem wohl schönsten Raum des Schlosses, befinden sich mit Lilien verzierte Pfeiler. Im Saal des Mundschenks können ebenfalls Möbel aus der damaligen Epoche und Wandteppiche aus dem 17. Jahrhundert betrachtet werden. Die Besichtigung geht weiter bis zur Wehrmauer, so sich die Kapelle Saint-Hubert im gotischen Flamboyant-Stil befindet, wo Leonardo da Vinci seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Gönnen Sie sich im Anschluss einen Spaziergang in den sehr schönen Schlossgärten, deren Ausblick auf das Loire-Tal alle Hobbyfotografen begeistern wird.
Zwischen Juli und August wird bei dem abendlichen Spektakel "Am Hofe des Königs Franz‟ die Geschichte der verschiedenen Geschehnisse erzählt, die sich hier unter Karl VIII., Ludwig XII. und Franz I. abgespielt haben. Auf dem Programm stehen dabei Bildprojektionen, Wasser- und Lichteffekte, Tänze von damals und Feuerwerk.